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Das Thema Corona dominiert die Kommunikation auf allen Kanälen. Sondersendungen, Posts und Fake-News erzielen gigantische Reichweiten. Viele Unternehmen fragen sich: Wie sollen wir jetzt kommunizieren? mainblick-Geschäftsführer Uwe Berndt gibt Antworten.

Herr Berndt, Sie beraten Unternehmen seit Jahrzehnten als Kommunikationsexperte. Wie sollten Firmen in diesen krisenhaften Zeiten kommunizieren?
Eine Krise ist in der Regel ein zeitlich befristetes Phänomen. Es beginnt plötzlich und endet irgendwann. Unsere Blickrichtung muss deshalb nach vorne gehen! Corona bindet aktuell überall Ressourcen und bekommt globale Aufmerksamkeit. Wir alle befinden uns in einer Art Trance und kreisen beruflich und privat von morgens bis abends um dasselbe Thema. Ängste und Unsicherheit sind teilweise mit Händen zu greifen. Das ist menschlich und emotional absolut nachvollziehbar. Die Kommunikationsfachleute in den Unternehmen und Agenturen müssen allerdings professionell mit dieser Krise umgehen. Es ist an ihnen, das Management klug zu beraten und unbedingt zu verhindern, dass die Arbeit vieler Jahre in wenigen Wochen zunichte gemacht wird.

Was meinen Sie damit? Wo lauern welche Risiken?
Ganz einfach: Unternehmen investieren in Markenbildung und Kommunikation. Sie erarbeiten sich ein Image, sind bei den relevanten Dialoggruppen bekannt und hoffentlich weithin sichtbar mit ihren Botschaften. Wer also jetzt das Kommunizieren einstellt oder zu verhalten agiert, verliert Sichtbarkeit – und verschwindet so sukzessive aus dem Blickfeld der relevanten Dialoggruppen. Es kostet richtig viel Geld, nach der Krise wieder Schwung zu holen, um das ursprüngliche Level zu erreichen. Deshalb lautet unser Rat: Bleiben Sie sichtbar!

Und wie soll das genau funktionieren? Sie haben ja selbst ausgeführt, dass die Aufmerksamkeit aktuell auf Corona liegt.
Natürlich kann man nicht an Corona vorbeikommunizieren. Wir empfehlen unseren Kunden, sich beim Social Listening inspirieren zu lassen, also genau hinzuschauen, welche kleinen und großen Themen die Netzgemeinde bewegen. Es gibt viele hoffnungsvolle Geschichten: Danksagungen an Helfende, Lob für Mitarbeiter, die sich auch jetzt richtig reinhängen, Innovationen, die bei der Bewältigung der Krise helfen, die von Covid-19 genesene 95-Jährige in Italien, das gemeinsame Singen und Musizieren auf dem Balkon – die Liste möglicher Inhalte ist unendlich lang. Es muss wirklich nicht ständig um Hamsterkäufe und Klopapier gehen! Und dann ist es wichtig, den eigenen Umgang mit der Krise zu kommunizieren: Was tun Unternehmen, um Mitarbeiter und Kunden zu schützen, um den Laden am Laufen zu halten, um anderen zu helfen. Meine Hypothese lautet: Wer jetzt weiter sichtbar bleibt, muss nach der Krise weniger Anlauf nehmen.