Wohin das führt? Erst einmal sind viele von uns über das Hochzeitsboot (zugegeben: eine etwas verniedlichende Formulierung für die 100-Meter-Yacht), Gästeliste und Menüfolge so gut informiert, als wären sie selbst geladen gewesen. Zweitens sind zugleich viele von ihrer Omnipräsenz so genervt, dass schon das Aussprechen des Vornamens Heidi ein 360-Grad-Augenrollen auslöst. Und drittens zeigt uns ein Kind der 70er, das vom Privatfernsehen der 90er für die große Bühne entdeckt wurde, mit Ihrer Geschichte aus dem öffentlich-rechtlichen Vorabendprogamm der 80er doch vor allem eines: wie soziale Medien kurz vor den 2020ern funktionieren.
Denn der Megastar nutzt natürlich die gesamte Social-Media-Klaviatur, mischt mit auf allen Kanälen: Bei Facebook, Twitter und Instagram nimmt Heidi uns mit auf Reisen oder präsentiert ihre Bademodenkollektion. Verständlich, wenn schon ein einziger Instagram-Post von Größen wie diesen den Charterpreis für drei Tage Luxusyacht wieder einspielt. Wie man ein Image aufbaut, seine Bekanntheit bis in den letzten Winkel der technisierten Welt ausbaut und seine Fans zur eigenen Fernsehsendung regelmäßig vor der Mattscheibe fixiert – die Klum sollte wissen, wie das geht.
Überall das Gleiche – aber bitte nicht dasselbe!
Doch halt: Sind es nicht dieselben Videos und Selfies auf allen ihren Online-Profilen? Vom Swimming-Pool-Tauchgang mit ihren Lieben, den Maiskolben zum Frühstück oder dem Sonnenbad am frühen Nachmittag? Alles für alle und überall? Kein Wunder, dass direkt die Übersättigung eintritt und Hater sich über ihre Posts mokieren. Authentisch, fokussiert und zielgruppengerecht geht eben anders. Selbst ein 17 Jahre jüngerer Ehemann hat aus der – unbestritten immer noch äußerst attraktiven – vierfachen Mutter keinen Teenager mehr gemacht, der sich auf Instagram so sicher bewegt wie ein Slackliner-Brautpaar über dem Grand Canyon.
Dabei kann, wer Social-Media-Storytelling als Strategiespiel mit Wasserpistolen statt Gießkannen annimmt, für jede kreative Idee den passenden Kanal finden. Denn Reichweite allein ist zwar schön und gut, aber die Zielgruppen wollen bei der Wahl des richtigen Kanals bedacht werden. Sonst wird es schnell zu viel. Gerade Unternehmen, deren Botschaften medial nicht so breit gestreut werden wie ein Bikini-Foto des Models aus Bergisch Gladbach, sollten zuerst einen Fahrplan haben, wen sie erreichen wollen – und vor allem: mit welcher Botschaft. Dann können sie darüber entscheiden, wo und wie sie das am besten schaffen. So segeln Sie auch mit klarem Kurs aufs richtige Publikum zu, erreichen die gesteckten Ziele und bleiben immer schön authentisch. Damit bei Capri wieder die rote Sonne im Meer versinkt – und besser nicht Christina O., Heidis Hochzeitsyacht, die früher einmal Aristoteles Onassis und Jacky Kennedy gehörte.